Eisen – der geheime Star der orthomolekularen Infusionstherapie
Eine der mit absolut am häufigsten angehängten Infusionen in meiner Praxis ist Eisen. In diesem Artikel möchte ich illustrieren, was mit einer Eiseninfusion alles möglich ist – auch Dinge, bei denen selbst ich mir anfangs nicht gedacht hätte, dass Eisen Abhilfe schaffen könnte.
Warum ist das so?
Weil ein latenter Eisenmangel so viele hartnäckige Symptome verursachen kann.
Und das Allerwichtigste: Eisenmangel ist enorm häufig! Vor allem Frauen (egal ob noch menstruierend oder bereits postmenopausal) und SportlerInnen sind am häufigsten betroffen. Aber auch Männer können betroffen sein. Besonders häufig zeigt sich ein Eisenmangel außerdem bei Jugendlichen. Erhöhte körperliche Belastung bedeutet auch einen erhöhten Verbrauch der Eisenreserven und kann ein Risikofaktor für einen chronischen Eisenmangel sein.
2 Ampullen Eisen (Fermed 100mg/5ml) in 250ml physiologischer Kochsalzlösung – Infusionsdauer ca. 45 min – ein echter Gamechanger bei einer Vielzahl von Beschwerden
Neugierig?
Gerne ein paar Beispiele aus meiner tagtäglichen Praxis als Orthomolekularmedizinerin mit Schwerpunkt Bewegungsapparat:
Fall 1
Eine Dame, 4 Monate postpartum mit massivsten (!) Nackenbeschwerden. Sie hat schon mehrere Osteopathenbesuche hinter sich. Keine manuelle Behandlung, keine Schmerzspritze hilft. Die Patientin ist verzweifelt. Das Speichereisen (Ferritin) ist im unteren Normbereich, wird im Laborbefund also noch grün angezeigt.
Nach einer Eiseninfusion begrüßt mich die Patientin strahlend bei der Kontrolluntersuchung. Die Energie ist deutlich besser, sie kann den Alltag mit Kleinkind und Neugeborenem viel besser bewältigen und das Wichtigste: die Schmerzen sind zu 80% gebessert.
Es folgt eine weitere Eiseninfusion und es kommt zu einer weiteren deutlichen Verbesserung der ursprünglichen Nackenschmerz- und Verspannungssymptomatik. Die Patientin ist nahezu komplett beschwerdefrei. Nicht nur die Schmerzen, sondern auch die Stimmung haben sich deutlich verbessert. Sie kommt ca. 3x pro Jahr zu mir zur Eiseninfusion.
Fall 2
Eine 55 jährige Patientin, welche seit ca. 1 Jahr an einer hartnäckigen „Bursitis trochanterica“ (korrekterweise lautet die Diagnose GTPS „greater trochanter pain syndrom“ , Bursitis trochanterica ist aber der bekanntere, wenn auch veraltete Begriff) leidet.
Nichts hat bis dato geholfen, weder Schmerzmittel, noch extrakorporale Stoßwellentherapie. Ihre Lieblingshobbys wie Wandern und Radfahren kann sie nicht mehr ausführen, da der Schmerz dadurch deutlich verstärkt wird. Das Speichereisen ist hier mit 60 µg/l auch im unteren Drittel des Normbereichs. Auch hier „grün“ auf dem Laborbefund zu sehen.
Nach einer Eiseninfusion bereits 90%ige Beschwerdebesserung, die restlichen 10 Prozent sind mit 2 Sitzungen Dry Needling in den Griff zu bekommen. Die geplante ACP Therapie („Eigenbluttherapie“) muss nicht mehr durchgeführt werden, da die Patientin beschwerdefrei ist.
Die Pat. kommt seitdem 1-2x pro Jahr zur Eiseninfusion zu mir in die Praxis
Fall 3
Eine Tänzerin sucht meine Ordination aufgrund von therapieresistenter Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf. Sie steht knapp vor einem Tanzwettbewerb.
Es zeigt sich ein massiver Eisenmangel mit einem Speichereisen von 7 µg/l. Zudem sind die Vitamin-B12-Reserven völlig aufgebraucht.
Nach 2 Eiseninfusionen mit Vitamin-B12-Injektionen intramuskulär im Abstand von 3 Wochen ist die Müdigkeit kein Thema mehr. Das Training und die Wettbewerbe können gut absolviert werden. Die Patientin kommt ca. 3x pro Jahr zur Eiseninfusion.
Fall 4
Eine junge Kollegin meinerseits klagt über massive Abgeschlagenheit, Stimmungstief nach Antibiotikatherapie bei Borrelioseinfektion. Davor immer wieder Phasen mit erhöhtem Schlafbedürfnis- die Patientin schläft wenn möglich auch tagsüber ein bis 2 Stunden, da es zu regelmäßigen Leistungsknicks kommt. Auch hier zeigt sich ein deutlich erniedrigter Ferritinwert von 11 µg/l.
Nach 2 Eiseninfusionen berichtet die Patientin, sie „sei wie ausgewechselt“. Sie brauche keinen Mittagsschlaf mehr, Sport mache wieder Spaß so wie früher und sie kann auch ihren geliebten Kaffee wieder trinken, ohne nach einer Tasse völlig aufgedreht zu sein.
Nebenbei seien auch die Restless Legs verschwunden, an welchen sie bereits 10 Jahre (!) nach der Geburt ihres ersten Kindes gelitten habe.
Die Restmüdigkeit, die noch fallweise vorhanden war, war aufgrund eines massiven Jodmangels zu erklären. Auch dies ließ sich mit 200mcg Jodid Merck über mehrere Monate sehr gut in den Griff bekommen.
Die Pat. kommt ca. 4x im Jahr zur Eiseninfusion und hat zur weiteren Unterstützung ihres Energiestoffwechsels auch die NAD+ Infusion für sich entdeckt
Fall 5
Eine 70-jährige Patientin leidet seit mehreren Monaten unter therapieresistenten Wadenkrämpfen, die die Nachtruhe erheblich stören. Sie wacht täglich mehrmals in der Nacht auf und Magnesiumbrausetabletten brachten außer chronisch weichen Stuhlgang bis hin zu Durchfall keinerlei Besserung der Symptomatik. Auch diese Patientin war mit einem Speichereisen von 20 µg/l deutlich unterversorgt.
Nach bereits einer Eiseninfusion kam es zu einer deutlichen Besserung von Frequenz und vor allem der Intensität der Krämpfe. Diese kamen nur mehr einmal pro Woche in sehr leichter Intensität vor, sodass die Nachtruhe kaum mehr gestört war.
Die Magnesiumeinnahme wurde mit Calcium ergänzt. Um eine bessere gastrointestinale Aufnahme zu gewährleisten, wurde das verschriebene Magnesiumcitrat- und Calciumgluconatpulver am Morgen in 1 l Wasser angemischt und über den Tag verteilt schluckweise getrunken. Damit ließ sich eine weitere Beschwerdebesserung erzielen.
Die Patientin kommt bis dato 2x im Jahr zur Eiseninfusion.
Hilfe bei Schlafstörungen und gedrückter Stimmung
Ich könnte die Liste der „Wunderheilungen“ nach einer einzigen Eiseninfusion noch einige Seiten lang fortführen. Auch bei Schlafstörungen zeigt sich immer wieder, dass ein aufgesättigter Eisenspiegel maßgeblich für eine gute Nachtruhe ist. Genaus verhällt es sich mit der Stimmung. Eisen hat eindeutig eine stimmungsaufhellende Wirkung.
Ich habe kaum eine Eisenmangelpatientin erlebt, bei der sich eine vorangehende Schlafstörung nicht deutlich durch Eisengabe intravenös verbessert hat. Bei den meisten PatientInnen kommt es außerdem durch das mehr an Energie zu einer deutlich verbesserten Stimmung
So viele Beschwerden wären behandelbar, wenn man nur mit neuem Blick das Thema Eisen betrachtet. Außerdem braucht es ein kritisches Überdenken der Normwerte.
Ein unterer Norm- Ferritinwert von 20 µg/l (bei manchen Laboren sogar noch niedriger) ist eindeutig zu wenig
Ich stelle meine PatientInnen auf ca. 150 -250 µg/l Ferritin ein. Bei den meisten bedeutet ein Spiegel unter 100 µg/l ein Zunehmen der Beschwerden und der Müdigkeit. Auch die Regeneration nach sportlichen Tätigkeiten ist bei Werten unter 100 µg/l meist schon eingeschränkt.
In der Praxis kommen die Patientinnen ca. ein bis dreimal pro Jahr zu einer Infusion zu mir und das Eisen wird hiermit in den hochnormalen Normbereich aufgesättigt.
Dabei ist das Ferritin einfach zu ermitteln. Wie das Vitamin D ist es eine Kassenleistung. Meiner Meinung nach müsste bei der Gesundenuntersuchung schon in jungen Jahren der Eisen- und der Vitamin D Spiegel regelmäßig kontrolliert und richtig (!) interpretiert werden. Das gleiche gilt für die Spurenelemente im Vollblut sowie die Folsäure (im Vollblut), das Vitamin B12 und Jod (im Vollblut oder im Harn)
Diese Kosten sind billigst im Vergleich zu jenen Kosten, die entstehen, wenn die Bevölkerung jahrelang (!) an einem unerkannten Mangel dieser Basisnährstoffe leidet. (Ja lieber Staat Österreich und liebes österreichische Gesundheitssystem- fühl dich da gerne angesprochen! – dein System hinsichtlich Prävention und Kostenübernahme dieser wichtigen Untersuchungen läuft bei Weitem nicht optimal!)
Einfach zu untersuchen
Standardmäßig untersuche ich in meiner Ordination das Serumeisen, das Transferrin, die Transferrinsättigung und das Ferritin (Speichereisen). Damit lässt sich eine sehr gute Aussage über den Eisenstatus eruieren und im Mangel am besten durch eine oder in schwereren Fällen zwei Infusionen substitieren.
Kontraindikation für eine Eiseninfusion sind über die Norm erhöhte Entzündungswerte (CRP), erhöhte Speichereisenwerte, eine fieberhafte Erkrankung oder eine Krebserkrankung.
Warum ist es eigentlich nicht zielführend bei schwererem Eisenmangel mit Nahrungsergänzungsmitteln zu supplementieren?
Die Antwort ist ganz einfach: Eisen wird in den meisten Fällen sehr schwer über den Darm aufgenommen. Zu mir kommen Patienten, die bereits monatelang mit Eisen supplementieren, aber das Speichereisen will und will nicht in die Höhe gehen. Außerdem kommt es bei Einnahme von Eisenpräparaten häufig zu Verstopfung und Oberbauchbeschwerden.
Des Weiteren sollten Eisenpräparate auch nicht täglich eingenommen werden. Tägliche Eiseneinnahme führt zu einer Erhöhung der sogenannten Hepcidin-Serumkonzentration. Hepcidin ist ein Peptidhormon, welches die Eisenaufnahme im Gastrointestinaltrakt reduziert, sodass bei erneuter Einnahme eines Eisenpräparates weniger Eisen aufgenommen wird und mehr gastrointestinal ausgeschieden wird.
Deswegen sollte Eisen nicht jeden Tag, sondern maximal jeden zweiten oder sogar 3. Tag eingenommen werden, um den Hepcidinspiegel niedrig zu halten und eine optimale Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt zu gewährleisten.
Bei oraler Therapie sollte Eisen nicht täglich, sondern nur maximal alle 2-3 Tage eingenommen werden. Sonst sinkt die gastrointestinale Aufnahme. Mit einer Infusion geht die Aufsättigung jedoch deutlich schneller. Nebenwirkungen des Magen-Darm-Trakts werden vermieden.
Ich arbeite nur dann mit oraler Eisensupplementierung, wenn der Leidensdruck des Eisenmangels nicht zu hoch ist und der Speichereisenwert nicht zu niedrig.
Dies ist z.B bei Kindern und Jugendlichen der Fall. Hier bietet sich das sucrosomale Eisen entweder in Kapselform oder in Form von Sticks 3-4x pro Woche an (z.B Oleovital Eisen forte). Dieses ist sehr gut verträglich und macht kaum die unangenehmen Beschwerden, welche üblicherweise bei der Eiseneinnahme vorkommen. Allerdings muss man auch hier dranbleiben und über Monate einnehmen. Die Aufnahme ist tatsächlich individuell. Ansonsten kann man bei entsprechender Symptomatik ab ca. 12 Jahren auch bei Kindern Eiseninfusionen in reduzierter Dosierung verabreichen.
Unschlagbare Wirkung
Das Infusionspräparat Fermed, welches ich verwende, ist sehr gut verträglich. Ich hatte in meiner Ordination in den letzten 5 Jahren, in denen ich über 100 Eiseninfusionen im Jahr angehängt hatte noch nie (!) eine allergische Reaktion.
In der Regel spürt man die volle Wirkung von Eisen ca. 24 bis 48 Stunden nach der Infusion. Die meisten Patienten berichten über eine deutlich verbesserte Energiesituation.
Also liebe Patienten und Patientinnen. Sollten Sie sich in oben genannten Beschreibungen wiederfinden oder an
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwäche
- Restless-legs-Syndrom
- depressiver Verstimmung ohne erklärbare Ursache
- mangelnder Regeneration nach sportlicher Aktivität, unerklärlichen Muskelschmerzen
- verminderter Belastbarkeit
- starker Regelblutung
- uvm.
leiden – dann könnte Eisen der Schlüssel-Mineralstoff zur Behandlung Ihrer Beschwerden sein.
Es ist daher sehr empfehlenswert bei diesen Beschwerden eine orthomolekulare Basisuntersuchung durchzuführen und ggf. Mängel entweder per Einnahme oder wie im Fall von Eisen mit Infusionen auszugleichen.